Die Begnungszone Zentrum in Grenchen ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Entlastung als Chance für eine Umgestaltung genutzt wurde. Die Begegnungszone Zentrum hat einen Aufwertungsprozess im Ortskern von Grenchen in Gang gesetzt und zeigt auf, wie eine Begegnungszone bei 4’800 Fahrten pro Tag funktionieren kann.
Bis im Frühjahr 2002 durchquerten täglich 14‘200 Fahrzeuge das Zentrum von Grenchen. Die zum Teil vierstreifige Strasse zerschnitt die Stadt in zwei Teile. Ein ebenerdiges Queren im Zentrumsbereich war jahrelang nicht mehr möglich. Mit der Eröffnung der Nationalstrasse A5 zwischen Solothurn und Biel wurde der Durchgangsverkehr in den jurahangseitigen Ortschaften stark reduziert. Als flankierende Massnahme wurde in Grenchen ein Konzept umgesetzt, dass das Ortszentrum stark vom motorisierten Verkehr entlastet, den öffentlichen Raum wieder erlebbar macht und den Geschäften im Zentrum neue wirtschaftliche Impulse ermöglicht. Ein halbes Jahr nach Eröffnung der Autobahn hat sich das Verkehrsaufkommen im Zentrum auf einen Drittel reduziert. Der Transitverkehr konnte tatsächlich auf die neue Autobahn verlagert werden. Rund 4’800 Fahrzeuge queren weiterhin das Zentrum, allerdings auf einem schmaleren Fahrbahnquerschnitt, mit langsamerem Tempo und in Koexistenz mit Zufussgehenden und Velofahrenden.
Kernstück der Umgestaltung in Grenchen ist die Solothurnstrasse im Zentrumsbereich. Mit gestalterischen Massnahmen wurde die Fahrbahn optisch auf 4.75m reduziert. Eine Strassenbreite von 7.50m bleibt frei von vertikalen Elementen und gewährleistet weiterhin die Durchfahrt von Schwerverkehrstransportern. Als zentrales Gestaltungselement wurde eine Fuss- und Veloachse vom Marktplatz über den neu benannten Zyt-Platz (place du temps) und die Solothurnstrasse bis in die Bachstrasse geschaffen. Im Querungsbereich der Solothurnstrasse sowie in der Bettlachstrasse wurde eine Begegnungszone eingeführt. Gleichzeitig mit den Umbauten der Solothurnstrasse eröffnete Coop ein neues Einkaufszentrum südlich der Solothurnstrasse. Diese neue Magnetnutzung trägt dazu bei, dass der Strassenraum über die ehemals stark befahrene Solothurnstrasse hinaus von den FussgängerInnen ganz selbstverständlich in Anspruch genommen wird. GeschäftsinhaberInnen fangen an ihre Vorbereiche neu zu nutzen, die AutofahrerInnen durchfahren das Zentrum in langsamem Tempo und mit grosser Rücksicht. Die Zweiteilung der Stadt ist mit dem Umbau aufgehoben. Alte und neue Geschäftsnutzungen bilden über die Solothurnstrasse hinweg eine neue städtebauliche Einheit und tragen damit zur Entwicklung des Zentrums bei.
Die Begegnungszone erhielt den Hauptpreis des Flâneur d’Or 2004.
Randdaten
Die Begegnungszone im Zentrum von Grenchen (16’000 EW) wurde Ende 2003 endgültig fertiggestellt und für das Gesamtprojekt wurden Investitionen in der Höhe von 3,7 Mio. CHF getätigt. Die Begegnungszone zeichnet sich durch ein hohes Fussgängeraufkommen und viele anliegende Geschäfte aus.
Die Kosten für das Gesamtprojekt wurden mit 1,9 Mio. CHF durch die Stadt Grenchen selbst und mit 1,8 Mio. CHF durch den Kanton Solothurn abgedeckt.
Der zeitliche Ablauf des Projektes bis zur Fertigstellung wird nachfolgend dargestellt:
- 1998 / 99: Wettbewerb flankierende Massnahmen A5
- Weiterbearbeitung des Projekts unter Einbezug der wichtigen städtischen Räume
- Januar 2002: Planauflage / Abstimmung
- April 2002: Eröffnung A5, Beginn Rückbau der Solothurnstrasse
- November 2002: Einweihung des «Herzstückes» Solothurnstrasse / Coop / Epa
- Ende 2003: Umgestaltung der Bettlachstrasse West, Eröffnung der Begegnungszone Bettlachstrasse
Quelle: Stadt Grenchen
Kontaktstelle
Stadt Grenchen – Abteilung Tiefbau / Bereich Planung
Dammstrasse 14
2540 Grenchen
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